Was sagt welcher Blutwert aus?...
Leberwerte:
Bilirubin, gesamt (DPD)
Normwert: < 0.3 mg/dl
Gesamt-Bilirubin ist ein nicht besonders empfindlicher, aber spezifischer
Parameter für hepatobiliäre Alterationen, falls Hämolyse
als Ursache einer Erhöhung auszuschließen ist.
Bilirubin ist Bestandteil des Gallensekrets und wird von der Leber in
den Darmtrakt ausgeschieden. Bei der Diagnose, ob Probleme im Gallengang
vorliegen, können die Werte nützlich sein.
Bei der Katze ist die Bestimmung von Urin-Bilirubin ein weiterer empfindlicher
Indikator für eine Lebererkrankung, während beim Hund nur eine
deutliche Erhöhung des Harn-Bilirubins aussagekräftig ist. Eine
geringgradige Bilirubinurie auch ohne Lebererkrankung ist wegen einer
niedrigen Nierenschwelle beim Hund nicht selten.
Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes:
Bei der Katze muss nach Osborne et al. (Comp. Cont. Educ. Pract.
Vet. 2, 897, 1980) beim Nachweis von Bilirubin im Katzenurin eine
Leberstörung in Betracht gezogen werden. Bei der Katze findet
in der Niere keine Konjugation statt.
Weitere Möglichkeit: Störung des Gallenflusses.
ALT (Alanin-Amino-Transferase, früher GPT)
Normwert: < 175 U/l
Als zytoplasmatisches Enzym, das bereits bei leichten Irritationen der
Zelle freigesetzt wird, reagiert die ALT sehr empfindlich und ist als
leberspezifisch zu bewerten (bei Hund und Katze).
Eine Erhöhung bis zum dreifachen des Normalwertes wird noch als geringgradig
angesehen, über das Dreifache als hochgradige Steigerung.
Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes:
ALT kann bei akuten und chronischen Leberentzündungen, Leberzelldegenerationen
und - nekrosen, Stauungslebern; aber auch bei extra-hepatischen Erkrankungen,
wie z.B. entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen,
Herzinsuffizienz und hämolytischer Anämie (bis zu 5fach).
Die ALT kann bei Tieren unter antikonvulsiver und Glukokortikoid-
Therapie infolge Cholestase ebenfalls erhöht sein.
ALT kann bei nicht primären Lebererkrankungen - wie zum Beispiel
der Rechtsherzinsuffizienz - ebenfalls erhöht sein
AST (Aspartat-Amino-Transferase, früher GOT)
Die AST ist ein Enzym, das sich im Zytoplasma und in den Mitochondrien
zahlreicher Gewebe/ Organe findet. Besonders reich an AST ist die Skelett-
und Herzmuskulatur, in zweiter Linie die Leber. Insbesondere bei der Katze
reagiert die AST jedoch bei Lebererkrankungen relativ früh und deutlicher
als die ALT und ist daher auch für die einleitende Diagnostik geeignet.
Zur Differenzierung der Herkunft der AST kann die Creatinkinase (CK) bestimmt
werden; ist sie ebenfalls erhöht, so stammt die AST im Blut aus der
Skelett- oder Herzmuskulatur.
Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes:
Zellnekrose, in geringem Umfang auch schon bei Membranschädigung,
Lebererkrankungen (insbesondere bei der Katze), Muskelerkrankungen (bei
Katzen recht selten)
Gamma-GT (Gamma-Glutamyl-Tranferase)
Sie reagiert beim Hund relativ träge und nur der positive Befund
ist aussagekräftig, jedoch ist bereits eine geringe Erhöhung
ernst zu nehmen und als leberspezifisch zu werten. Bei der Katze hat das
Enzym keine Bedeutung in der Leberdiagnostik.
Ein in Leber, Niere, Pankreas, Milz u. Dünndarm vorhandenes Enzym.
Die
Aktivität ist typischerweise bei Leber- u. Gallenwegserkrankungen
erhöht. Ein Enzym, dessen Auftreten oder erhöhte Konzentration
in
Körperflüssigkeiten (v.a. Serum) einen Zusammenhang mit dem
Vorhandensein u./oder Verlauf von (bösartigen) Tumoren aufweist
(primärem Leberzellkarzinom, Lebermetastasen).
Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes:
Chronische Lebererkrankungen, Gallengangsobstruktion
Bei der Katze ist die GGT sensitiver als die AP (diese aber spezifischer;
oft paralleler Verlauf der GGT mit der AP). Bei dieser Spezies gilt eine
Erhöhung der GGT-Aktivität um das zweifache des oberen Referenzbereiches
als spezifisch für Cholestase.
Nach akuter Hepatitis werden erhöhte GGT-Werte länger beobachtet
als die Erhöhung anderer leberspezifischer Enzyme.
Auch bei chronischen Hepatitiden und toxischen Leberstörungen findet
man oft erhöhte GGT-Werte.
GLDH (Glutamat-Dehydrogenase)
Die GLDH ist ein leberspezifisches, mitochondriales Enzym, wird also bei
Leberzellnekrose freigesetzt. Geringgradige, kurzfristige Erhöhungen
(bis 15 U/l) können klinisch irrelevant sein, Erhöhungen um
mehr als das 3fache kommen bei schweren Hepatopathien vor. Da die GLDH
besonders im Läppchenzentrum konzentriert ist, können isolierte
Erhöhungen bei zentrolobulären Leberschäden vorkommen (z.B.
Hypoxie, Hypoglykämie, Stauungsleber).
Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes:
Die GLDH ist besonders bei Leberzellnekrosen, aber auch bei akuten
und zum Teil chronischen Hepatitiden erhöht. Bei Vergiftungen mit
lebertoxischen Substanzen sowie bei akuter Rechtsherzinsuffizienz kann
es ebenfalls zur Erhöhung der GLDH-Konzentration kommen. Die GLDH
reagiert außerordentlich empfindlich.
Vorübergehende Erhöhungen bis 15 U/l sind offensichtlich nicht
von besonderem pathologischem Wert. Höhere Werte, die das Dreifache
des oberen Referenzbereiches überschreiten, deuten jedoch auf eine
schwere Lebererkrankung mit Zellnekrose hin.
LDH (Laktat-Dehydrogenase)
Die Laktat-Dehydrogenase (LDH) ist ein Stoffwechsel-Enzym, das in
allen Zellen des Körpers vorkommt. Es tritt in fünf verschiedenen
Varianten auf – diese nennt man Isoenzyme 1 bis 5. Besonders hohe
Konzentrationen an LDH findet man im Herzen, der Leber, der Niere, den
(Skelett-)Muskeln und den roten Blutkörperchen. In den verschiedenen
Organen herrschen jeweils unterschiedliche Isoenzyme vor.
Im Blut ist normalerweise wenig LDH zu finden. Sind die Werte erhöht,
so deutet dies auf einen Zellschaden irgendwo im Körper hin, bei
dem LDH freigesetzt wird.
Je nachdem, welches Isoenzym vorherrscht, lässt sich sagen, welches
Organ geschädigt ist. Die LDH-Werte werden oft routinemäßig
bestimmt, aber auch beispielsweise bei Verdacht auf Muskelerkrankungen,
auf einen Zerfall der roten Blutkörperchen (Hämolyse) oder auf
Herzinfarkt gemessen (letzteres heute jedoch nur noch selten, da es andere
Werte gibt, die eine bessere Aussagekraft haben).
Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes:
bei bestimmten Leber- und Gallenerkrankungen, bei Herzinfarkt oder Darminfarkten,
beim Zerfall der roten Blutkörperchen (Hämolyse), bei bestimmten
Muskelerkrankungen, bei einigen Krebsarten, als Nebenwirkung mancher Medikamente,
bei Pfeifferschem Drüsenfieber
AP alkalische Phosphatase)
Nicht leberspezifisch, aber beim Hund relativ empfindlich insbesondere
bei
Gallenwegsaffekten ist die AP. Bei der Katze ist die Halbwertszeit der
AP im Plasma sehr
kurz; das Enzym reagiert daher eher "träge" und Anstiege
sind erst bei massiven
Zellschäden zu erwarten. Durch (exogene oder endogene) Cortikosteroide
kann ein
hitzestabiles Isoenzym der AP induziert werden und zu stark erhöhten
Werten führen.
Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes:
Bei der Katze ist die AP diagnostisch kaum verwendbar, da sie
rasch über die Nieren ausgeschieden wird. Die Plasma-Halbwertszeit
liegt bei der Katze bei ca. 6 h; des Weiteren findet man bei dieser Spezies
nur eine geringere hepatozelluläre Konzentration (weniger AP pro
Gramm Lebergewebe).
Geringgradige Erhöhungen der AP-Aktivität
bei der Katze sind
von diagnostischer Bedeutung. Ihre Aktivität ist im Plasma nur
bei sehr schweren hepatobiliären Erkrankungen erhöht.
Eiweiß
Serumeiweiß sowie die Bestimmung der Proteinfraktionen mittels Elektrophorese
geben eine Aussage über die Synthesefunktion der Leber. Bei schweren
Leberschädigungen ist das Gesamteiweiß reduziert (Ascites!)
und der Anteil des Albumins zugunsten der Globuline reduziert. Nicht betroffen
sind g-Globuline und Faktor VIII.
Ammoniak
Die Freisetzung von Ammoniak erfolgt besonders in der Leber sowie in der
Niere. Bei Aufnahme größerer Mengen aus der Umwelt (Inhalation
oder
orale Aufnahme) können bei Überschreiten der Entgiftungsfähigkeiten
der
Leber toxische Symptome auftreten (gereizte Augenschleimhaut,
Bronchienreizung, Kolik, Zähneknirschen, Zittern, Krämpfe, Lähmungen,
Lungenödem). Ein wesentlicher Anstieg an Ammoniak im Blutplasma kann
zum
Tod führen (Lebertoxität).
Bei Hund und Katze sind Blutammoniakwerte bis zu 60 µmol/l als
normal zu
erachten.
Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes:
eher wahrscheinlich: Leberzirrhose, akute Hepatitis, hochgradige Urämie,
selten auch: Argininmangel, hochgrade körperliche Belastung,
Ammoniakvergiftung, Messfehler (abgestande Blutprobe)
Gallensäuren
Verschiedene in der Galle vorkommende Säuren, die grösstenteils
in gepaarter Form, d.h. z. B. in Verindung mit Taurin vorliegen. Gallensäure-Werte
sind nur aussagekräftig, wenn die Katze vor der Blutabnahme 12 Stunden
nüchtern war.
Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes:
eher wahrscheinlich: Hepatitis (infektiöse Hepatitis, FIP, FeLV/FIV,
Toxoplasma sp., toxische Hepatitis, lymphozitäre Cholangitis, feline
Cholangiohepatitis), Gallengangsobstruktion (intra- oder extrahepatische
Gallenstauung (Steine, Tumore)),
selten auch: Glukokortikoidtherapie, Hyperthyreose, Diabetes mellitus,
Leberzirrhose)
Triglyceride (Normalwert = 50-100mg/dl)
Wenn von Blutfettwerten gesprochen wird, ist umgangssprachlich meist der
Cholesterinwert gemeint. Neben dem Cholesterin stellen die Triglyceride
einen erheblichen Anteil des Blutfettes. Bei beiden handelt es sich um
so genannte Lipide. Lipide sind Fette und fettähnliche Substanzen,
die sich in erster Linie dadurch auszeichnen, dass sie wasserunlöslich
sind.
Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes:
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Hypothreose (Schilddrüsenunterfunktion),
Pankreatitis ( Entzündung der Bauchspeicheldrüse), Glukokortikoidtherapie,
selten auch: Gallengangsobstruktion, Hungern, Proteinverlust-Nephropathie
Erhöhte Triglyceride (Hyperlipidämien) werden
bei Bluttests von nicht nüchternen Katzen häufig gesehen. Durch
12stündige Nahrungskarenz vor Blutabnahme läßt sich Hyperlipidämie
durch Nahrungsaufnahme ausschließen.
Hyperlipidämie ist außerdem ein Störfaktor in der Analytik
von Blutproben: LDH, Hämoglobin (Hb) und MCHC können dadurch
beeinflußt sein.
Mögliche Ursachen eines erniedrigten Wertes:
Organphosphatvergiftung,
selten auch: akute/chronische Lebererkrankungen
!!! Achtung !!!
Bei Lebererkrankungen sollten folgende Antibiotika NICHT VREWENDET WERDEN:
Chloramphenicol, Tetracycline, Lincomycin, Erythromycin, Sulfonamide
Quellen:
Vetmedlabor
- Leberdiagnostik bei Hund und Katze, apotheken-umschau, Krankheiten
der Katze (Horzinek), Klinische Labordiagnostik in der Tiermedizin,
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