FIP - weitere informationen
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Der FIP – Test
Zur Diagnostik einer FIP-Infektion bei Katzen wird heute eine
Kombination verschiedener labormedizinischer Verfahren eingesetzt.
Erster Schritt in der Untersuchungskette ist im Regelfall der
Nachweis von Coronavirus – Antikörpern aus einer Blutprobe
der
FIP-verdächtigen Katze.
Dieser Test allein ist aber nicht beweisend. Das Testergebnis
sollte mit anderen Laborparametern wie einem Blutbild, dem
Gesamteiweißgehalt des Blutes sowie verschiedenen Leberwerten unter
Einbeziehung des klinischen Bildes gemeinsam betrachtet werden. Als neue
diagnostische Methode wird seit einigen Jahren ein direkter Nachweis von
speziellen Coronavirus – Isolaten mit Hilfe der Polymerase –
Kettenreaktion (PCR) eingesetzt. Dieses Testsystem hat die Diagnostik
von FIP – Infektionen um einen
entscheidenden Schritt vorangetrieben.
Antikörpernachweis
Noch vor wenigen Jahren galt der Antikörpernachweis in Form eines
serologischen Tests als einzige effektive Methode, um eine FIP-Erkrankung
nachzuweisen. „Mit den heute verfügbaren serologischen Tests
kann man Antikörper gegen die gesamte Gruppe der Felinen Coronaviren
nachweisen.
Die Tests ermöglichen uns aber leider nicht, zwischen FIP-Isolaten
und anderen, weniger pathogenen Felinen Coronaviren zu entscheiden“,
so Dr. Kirsten Simon, Geschäftsführerin des Gelsenkirchener
Vet-LABOR.
Folglich gibt ein positiver serologischer Test zwar Auskunft über
die Existenz coronavirus-spezifischer Antikörper, beweist aber nicht,
dass es sich um FIP-auslösende Coronaviren handelt.
Immer wieder wird die Frage gestellt, ob über den Titer eines Antikörpernachweises
eine diagnostische Aussage zu treffend ist. In vielen serologischen Tests
werden Patienten – Blutproben in unterschiedlichen Verdünnungen
eingesetzt. Als „Titer“ bezeichnet man die höchste Verdünnung,
in der der Test noch ein positives Testergebnis zeigt. Ein Titer von 1
: 400 bedeutet also beispielsweise, dass der Test bei einer Serumverdünnung
von 1 : 400 noch ein positives Testergebnis gezeigt hat, in der nächsten
Verdünnungsstufe, beispielsweise 1 : 1600 aber negativ reagiert.
Die Bewertung eines solchen Titers hängt vom eingesetzten Testsystem
ab, die Angaben des durchführenden Labors müssen also immer
für die Interpretation eines solchen Testergebnisses beachtet werden.
„In vielen Labors gilt ein Titer ab 1 : 400 als ein deutlicher Hinweis
auf eine mögliche
FIP-Infektion, muss aber immer in Zusammenhang mit den übrigen Laborergebnissen
gesehen werden“, so Dr. Kirsten Simon.
Dabei ist der Stellenwert des Antikörpernachweises bei einem FIP-Verdacht
nicht zu schmälern: Der Nachweis erreger-spezifischer Antikörper
ist bei vielen Erkrankungen in Human– und Tiermedizin immer noch
der erste wichtige Schritt in der labormedizinischen Diagnostik. Testsysteme
wie ELISA, Western–Blot und Immunfluoreszenz gelten als hoch sensitiv,
recht kostengünstig und ermöglichen einen schnellen Nachweis
vieler viraler und bakterieller Infektionen.
Dennoch bergen serologische Tests auch Nachteile: Die verschiedenen Isolate
einer Erreger – Familie wie beispielsweise der Felinen Coronaviren
sind sich so ähnlich, dass die gegen sie gebildeten Antikörper
im serologischen Testsystem eine Kreuzreaktion auslösen, d.h. nicht
voneinander unterschieden werden können. Zusätzlich benötigt
das Immunsystem des
Körpers einige Tage bis Wochen, bevor nach einer Infektion mit dem
Erreger Antikörper in ausreichender Menge gebildet werden können,
die im serologischen Test nachzuweisen sind.
Genau in diesem Grenzbereich setzen moderne nukleinsäureassoziierende
Methoden wie beispielsweise die PCR–Diagnostik an, die dank ihrer
ausgezeichneten Spezifität einen direkten Erregernachweis und die
Unterscheidung verschiedener Organismen ermöglichen. „Da derartige
Systeme direkt auf Nukleinsäure–Ebene basieren, ist der Nachweis
von Erregern somit nicht mehr von einer messbaren Immunantwort des infizierten
Organismus abhängig“, betonen U. Reischl und J. Mayer vom Institut
für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universitätsklinik
Regensburg in ihrer Abhandlung „Moderne Methoden der Nukleinsäure-Diagnostik“.
Der PCR – Test
Die Einführung der so genannten PCR-Methode (1988) in der medizinischen
Diagnostik stellte einen Meilenstein in der Anwendung nukleisäureassoziierter
Testsystemen dar. Die PCR–Methode gilt als hoch effizient und wird
zunehmend bei der Diagnose von Krankheitserregern herangezogen, die sich
mit enzymatischen und immunnologischen Testsystemen nicht eindeutig nachweisen
lassen.
Bei der Polymerase Kettenreaktion (PCR = „polymerase chain reaction“)
wird die Erbsubstanz eines Organismus, die sogenannte DNA (Desoxyribonukleinsäure),
direkt nachgewiesen. Nach einer Aufreinigung der DNA beispielsweise aus
einer Blutprobe eines Patienten, wird mit Hilfe der PCR ein exakt definierter
Abschnitt seiner DNA viele tausendmal vermehrt. „Das Grundprinzip
dieser 3–stufigen thermozyklischen Reaktion basiert auf der wiederholten
Denaturierung
doppelsträngiger DNA zu Einzelsträngen, der spezifischen Hybridisierung
(Annealing) kurzer Oligonukleotide (den so genannten Primern) und einer
templatespezifischen Verlängerung (Elongation) dieser Primer mit
Hilfe einer thermostabilen DNA–Polymerase“, erläutern
U. Reischl und J. Mayer. Die oben genannten „Primer“ sind
die Startsequenzen für die DNA-Vermehrung. Sie werden so ausgewählt,
dass sie sich nur an einer ganz bestimmten Stelle des Genoms anlagern
und so die DNA-Duplizierung starten können. In jedem
Vermehrungszyklus wird die Anzahl der vorhandenen DNA–Kopien verdoppelt,
d.h. man erhält 2 - 4 – 8 – 16 – 32 bis hin zu
vielen Millionen Kopien.
Nach der Vermehrung des gesuchten Nukleinsäurebereichs werden diese
PCR-Produkte mithilfe eines speziellen Nachweissystems, der so genannte
Gel–Elektrophorese,
und einer anschließenden Färbung der Nukleinsäuren sichtbar
gemacht. Ist eine Katze beispielsweise mit einem FIP – Isolat der
Felinen Coronaviren infiziert, wird die Erbsubstanz dieses Virus in der
Probenvorbereitung aufgereinigt. Die Erbsubstanz der Coronaviren besteht
aus der so genannten
RNA (Ribooxynukleinsäure) und wird zunächst durch die Reserve
Transcripzion in DNA umgeschrieben. Diese DNA liefert nun die richtige
„Matritze“ , um in der PCR den gesuchten DNA-Abschnitt vermehren
und anschließend nachweisen zu können – der Test ist
positiv. Ist die Katze nicht infiziert, fehlt die richtige Matritze, so
dass der PCR keine DNA–Vermehrung stattfinden kann – der Test
ist negativ.
Im Gegensatz zum Antikörpernachweis, bei dem sich die genaue Identifizierung
bestimmter Isolate als diffizil erweist, können im Rahmen der PCR-
Methode sehr detaillierte Ergebnisse erzielt werden, die nach momentanem
Wissenstand einer Unterscheidung zwischen FIP- und Nicht–FIP–Isolaten
mit großer
Wahrscheinlichkeit ermöglichen. „Wir haben unsere PCR-Primer
so konstruiert, dass wir mit großer Sicherheit nur Coronavirus-Isolate
nachweisen, die tatsächlich FIP auslösen. Bislang haben wir
noch kein positives PCR-Ergebnis bei einer Katze erhalten, die nicht nachweislich
an FIP erkrankt ist,“ berichtet Dr. Simon.
Zur Zeit wird weiterhin an der Verbesserung der PCR–Systeme gearbeitet.
"Der neueste Trend in der Humanmedizin geht jedoch schon wieder weg
vom Erbgut–Nachweis hin zum Nachweis erregerspezifischer Proteine.
Diese Entwicklungen werden sicherlich auch in der Veterinärmedizin
in den nächsten
Jahren Einzug halten, und wir beobachten diese neuen Techniken sehr aufmerksam“,
überlegt Dr. Kirsten Simon. Vielleicht könne man dann irgendwann
sämtliche Coronavirus – Isolate unterscheiden.
Marc Heppner aus Our Cats Nr. 11/03
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